Fotografie, Carlo Naya, Venezia, Canale Grande dal Palazzo Foscari,#283A, ca1860

Carlo Naya (* 2. August 1816 in Tronzano Vercellese bei Turin; † 30. Mai 1882 in Venedig) ist einer der herausragenden Reise- und Architekturfotografen des 19. Jahrhunderts gewesen. Leider sind seine Porträts und seine Aufnahmen des Alltagslebens in Venedig weniger bekannt. Insbesondere Fotografien der Architekturgeschichte der Stadt haben seine Arbeiten großen Quellenwert.

Naya studierte Rechtswissenschaften in Pisa und schloss sein Studium 1840 ab. Zusammen mit seinem Bruder Giovanni unternahm er viele Reisen und ließ sich kurzzeitig um 1845 in Prag nieder. Von dort ging er 1846 nach Konstantinopel, wo er mit Daguerreotypien experimentierte. Auf seinen Reisen nach Ägypten, wo er 1876 Kairo besuchte, ließ er sich bei seinen Fotos von der Bildkomposition der Renaissancemaler inspirieren.

Als sein Bruder 1857 starb, ging er nach Venedig und eröffnete zusammen mit dem Verleger und Händler mit Gravuren und optischen Instrumenten Carlo Ponti ein Fototudio. 1862 erhielt Naya bei der Londoner Weltausstellung eine Auszeichnung.

Naya eröffnete ein eigenes Studio an den

Procuratie Nuove

und konnte 1868 in ein großes Studio

an der Riva degli Schiavoni

in der Nähe des Markusplatzes

umziehen. Nayas Studio und Laden befanden sich an der

Piazza San Marco, no. 77 und 78

sowie am

Campo San Maurizio al civico 2758.

1869 erhielt er bei einer Ausstellung in Groningen erneut eine Auszeichnung, sowie in Triest und Dublin im Jahr 1872.

Nayas Fotografien sind nicht nur Meisterwerke der Architekturfotografie, sondern auch der Porträtkunst. Sie liefern Einblicke in die Gesellschaft des verarmten Venedig. So fotografierte er Schreiber für die Analphabeten der Stadt, Wasser- und Zigarettenstummelverkäufer, aber auch Vertreter der gehobenen Gesellschaft.

Nach Nayas Tod wurde sein Fotoarchiv zunächst von seiner Witwe Ida Lessiak bis 1893, und dann, nach ihrem Tod, von ihrem zweiten Ehemann Antonio Dal Zotto bis 1918 weitergeführt. 1920 übernahm Osvaldo Böhm, ein Kunstsammler, die Fotosammlung, die später Turio-Böhm hieß. Sie umfasste mehr als 5000 Negative, davon allein 1800 zu Venedig. Die Firma O. Böhm Fotografo-Editore blieb bis etwa 1980 bestehen. 2008 fand in der Biblioteca Marciana eine Präsentation zur Veröffentlichung des Katalogs statt, der anlässlich einer Werkschau erschienen war. Die Biblioteca Vallicelliana in Rom besitzt eine umfangreiche Sammlung von Nayas Fotos in ihrer Fototeca.