Original-Kupferstich
Der Elefant und die Füchse
Johann Elias Ridinger
(Ulm 1698 – Augsburg 1767)
Die Rache eines niedrigen an einem mächtigern ist schädlich.
Größe des gerahmten Bildes : 47 x 37 cm
Größe des sichtbaren Bildes im Passepartout : 33 x 25 cm
Ridinger im einem separaten Begleittext: "Der Elefant, dieser Koloß der
Tierschöpfung, wollte den Menschen nachahmen und durch das Bereisen
entfernter Länder und Weltteile seine Kenntnisse und Erfahrungen
bereichern. Vorzugsweise richtete er sein Augenmerk auf Europa, den
Weltteil, in welchem Künste und Wissenschaften herrlich gedeihen und den
die wohltätige Hand der Kultur auf die höchste Stufe des Ruhmes erhoben
hat. Bald war eine Gelegenheit, sich einzuschiffen, gefunden und ein
günstiger Wind brachte ihn schnell an das Ufer der für ihn neuen Welt,
welche er, nach Art der wandernden Genies, zu Fuße durchkreuzen wollte.
Sein Weg führte ihn durch das beinahe undurchdringliche Dickicht eines
Waldes, durch dessen Gebüsch-Labyrinthe sich aber sein Rüssel schnell
Bahn brach. Das Rauschen der Blätter, das Geräusch, welches das
Umknicken der Zweige verursachte, lockte ein naseweises Füchschen
herbei, um den Urheber der Störung der friedlichen Waldstille zu
erspähen. Mit Staunen gewahrte er dieses wandernde Fleischgerüste;
unbesonnen wagte er sich in seine Nähe und brachte, während er an ihm
hinaufgaffend das, was neben ihm vorging, übersah, seinen armen Schweif
unter die Knochen- und Muskelsäule eines Elefanten-Fußes, und auf einen
Tritt trennte sich diese bekannte Zierde des Fuchsgeschlechtes vom
Körper. Ein durchdringender Schrei folgte dieser gewaltsamen
Verstümmlung und von allen Seiten strömten die Namens-Verwandten ihres
so grausam englisirten Mitbruders herbei. Nachdem sie ihm einstimmig zu
dem empfindlichen Verluste kondoliert und ihn damit etwas getröstet
hatten, daß sich jetzt mehrere Füchse à la Titus trügen; so schworen sie
einmütig, an dem Frevler blutige Rache zu nehmen, und begannen sofort
den eben so unbesonnenen, als ungestümen Angriff. Der edle Ausländer,
der sich nach Art großer Geister wenig um das bekümmerte, was hinter und
neben ihm vorging, sah sich auf einmal von einer ganzen Compagnie
zornerfüllter Füchse umzingelt und ohne einen Augenblick die Fassung zu
verlieren, drückte er die vorlautesten mit dem Rüssel dergestalt
zusammen, daß ihr Heldenfeuer mit dem Atem zugleich erlosch, die andern
aber hauchten ihre Begeisterung unter der lebendigen Stoßmühle seiner
Tritte aus. Schnell, wie der Angriff, war auch die Niederlage und bald
die Armee pulverisirt. Ein alter Fuchs, der hinter der Fronte
kommandierte, rief dem den Wahlplatz behauptenden Helden zu: "Tyrann!
schämst Du Dich nicht, in dem Blute der unsrigen zu waten?" "Nicht im
Mindesten," erwiderte der Sieger, "eben so verächtlich als verderblich
ist blinde Rachsucht, welcher nicht angemessene Kräfte zu Gebote
stehen." Dieser Text ist nicht Gegenstand des Verkaufs !