Spiess, Christian Heinrich.
Biographien der Wahnsinnigen. Erstes (bis) viertes Bändchen. 4 Teile in
2 Bänden. Leipzig, o. Dr. 1796 u. 1810. Kl.-8°. VI, [1] Bl., 208 S.;
Titel, 184 S.; Titel, 204 S., [1] Bl.; Titel, 165, (1) S. mit gestoch.
Frontispiz in Band III. Hldr. d. Zt. mit goldgepr. Rückensch. u.
Rückenvergoldung.
ADB XXXV, 177. Appell, Die Ritter-,
Räuber- und Schauerromantik S. 35 ff. Goedeke V, 507, 22. NDB XXIV, 694
f. Rost, Bibliographie des Selbstmords 3430. – Band I u. II in zweiter
Ausgabe; Band III u. IV in dritter Ausgabe. Erschien zuerst 1786. –
„Diese zwischen Dokumentation und Fiktion changierenden Fallgeschichten
leisten über ihren Unterhaltungswert hinaus einen wichtigen Beitrag zur
Anthropologie der Aufklärung. Sie zeigen, daß Werther kein Einzelfall
blieb, Suizid vielmehr zum brennenden Modethema des melancholischen
Zeitalters wurde: Theologen, Philosophen, Mediziner,
Kriminalpsychologen, Historiker, Juristen und eben Literaten wandten
sich diesem uralten Tabu im Zeichen der Säkularisation intensiv zu. Auch
Karl Philipp Moritz baute für seine programmatische
Erfahrungsseelenkunde auf die »Geschichte der Missethäter und der
Selbstmörder« als vorzüglichsten Stoff. Spieß liefert dafür
beängstigende und rührende Beispiele, die seinen Lesern unerwartete
Einblicke in die sozialen und psychologischen Motive von Suizidenten
gewähren: Liebe, Ehrgeiz, Armut, Wollust, Schwermut, Todesangst lauten
die Rubriken der Sammlung. Unaufdringlich und geschickt fügt Spieß so
seine moraldidaktischen Absichten in ein unterhaltsames Genre ein, das
im Gegensatz zu zahlreichen Abhandlungen über Selbstmord das große
Publikum wirklich erreichte und aufklärte“ (Wallstein-Verlag zur
Neuausgabe 2005). – Der Schauspieler, Dramatiker und Autor C. H. Spieß
(1755-1799) „hat in seinem kurzen Leben seit dem Jahre 1782 als Roman-
und Schauspieldichter eine staunenswerthe Fruchtbarkeit entwickelt und
sich bei seinen Zeitgenossen einer ungewöhnlichen Beliebtheit erfreut.
Verstand er doch ausgezeichnet, in seinen Ritter-, Räuber- und
Geisterromanen seine Leser mit Schauder zu erfüllen, da er in der
Erfindung und Ausführung von gräßlichen und widrigen Stoffen eine wahre
Virtuosität besaß. Unter seinen Werken treffen wir u. a. auch
Biographien von Selbstmördern und Wahnsinnigen“ (H. A. Lier in ADB). –
Deckel berieben (bei Band III u. IV stärker, Rückendeckel mit
Fehlstellen am Bezugspapier, Rücken mit Wurmspuren), N.u.St.a.T. von
Teil III, Band III u. IV durchgehend etwas braun- u. fingerfleckig, Band
I u. II fast fleckenfrei, insgesamt noch gutes Exemplar.
Gute Ware
alles bestens!