Themistokles von Eckenbrecher (1842-1921), Norwegischer Kiefernhain, 1901

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Themistokles von Eckenbrecher (1842 Athen - 1921 Goslar), Norwegischer Kiefernhain, 1901. Aquarell auf blaugrünem Papier, 30 x 22 cm. Eigenhändig signiert, datiert und ortbezeichnet „TvE. Fagermes [d.i. Fagermes]. 26.6.[19]01.“

- leichte durchgehende Knickspur am linken Rand, sonst in gutem Erhaltungszustand



zum Kunstwerk

Themistokles von Eckenbrecher reiste immer wieder nach Norwegen, um dort die ihn faszinierende Natur zu studieren. So hielt er sich auch im Jahre 1901 in Norwegen auf und erblickte am 26. Juni nahe dem südnorwegischen Städtchen Fagernes in der sommerlichen Abendsonne einen kleinen Kiefernhain, den er umgehend als Aquarell festhielt. Dabei stellte er die auf einer kleinen Kuppe wachsenden Bäume vor dem Hintergrund frei, so dass die Kiefern das Bild ganz bestimmen und sich zu einem spannungsvollen Motiv zusammenschließen. Die Spannung resultiert aus einem Form- und Farbkontrast. Die in die Höhe wachsenden Stämme verbinden sich zu einer vertikalen Struktur, die von den ausgreifenden Ästen und dem flächenartig dargestellten Nadelbesatz horizontal durchdrungen wird. Diese strukturelle Spannung wird durch den Farbkontrast der braunrötlich changierenden Stämme und Äste und dem grüntonalen Nadelwerk noch intensiviert.

Themistokles von Eckenbrecher verwendet die beobachtete Naturszenerie aber nicht als inspirierende Vorlage für ein sich von der Motivik ablösenden Farb- und Formreigen und beschreitet damit den Weg einer abstrahierenden Moderne, ihm geht es um die Natur selbst. Ihre innere Lebendigkeit soll zum Vorschein gebracht und durch das Kunstwerk ästhetisch zugänglich werden.

Gerade um die innere Lebendigkeit der Natur vor Augen stellen, wählt von Eckenbrecher die Technik des Aquarells, bei der die einzelnen Details, wie die Nadeln, nicht akribisch ausgearbeitet werden, sondern eine die Kontraste miteinander verbindende fließende Bewegung entsteht. Die Bäume scheinen die gewundenen Stämme aus ihrer eigenen inneren Kraft so geformt zu haben, wie sie gewachsen sind und damit jene spannungsvollen Lineaturen erzeugt, die der Künstler ins Bild gesetzt hat. Die innere Kraft setzt sich in die Äste und Zweige hinein fort und kulminiert in dem nach oben ausschwingenden Nadelbewuchs. Dabei wirken die von der Abendsonne beschienenen Stämme als ob sie von innen aufglühen würden, was der gewachsenen Bewegung eine beinahe dramatische Dimension verleiht.

Durch das Kunstwerk gibt sich die Natur selbst als Kunst zu erkennen. Um die Natur als Kunst im Kunstwerk sichtbar werden zu lassen, stellt von Eckenbrecher die Baumgruppe frei, so dass sie sich durch eine umfassende Konturlinie nach außen hin abgrenzt und zu einer flächenmäßigen Einheit zusammenschließt, die mit dem blaugrünlichen Aquarellpapier ein Figur-Grund-Verhältnis eingeht. Das Figur-Grund-Verhältnis stellt die ornamentale Qualität des natürlichen Kunstwerks heraus, was den Kunstwerkcharakter der Baumgruppe zusätzlich forciert.

Mit der Darlegung von Themistokles von Eckenbrechers künstlerischer Idee und ihrer Realisation ist deutlich geworden, dass es sich bei dem vorliegenden Aquarell nicht um eine Naturstudien im Sinne einer visuellen Notiz des Künstlers handelt, die dann möglicherweise in einen größeren Werkzusammenhang eingeht, sondern um ein ganz eigenständiges Kunstwerk. Daher hat von Eckenbrecher das Aquarell signiert. Zudem ist es ortsbezeichnet und mit einem tagesgenauen Datum versehen, was bestätigt, dass sich ihm dieses Kunstwerk der Natur an diesem Ort zu dieser Zeit auf eben diese Weise dargeboten hat. Zugleich verdeutlicht die Datierung und auch die Ortbezeichnung, dass das Kunstwerk der Natur in die Sphäre der Kunst überführt damit der Zeit des Naturortes enthoben worden ist.


zum Künstler

Themistokles‘ Eltern legten ihrem Sohn, der elf Sprachen beherrscht haben soll, das Reiseleben in die Wiege. Der an antiker und orientalischer Kultur interessierte Vater war Arzt und hatte die Italienerin und Tochter des britischen Konsuls von Triest, Francesca Magdalena Danelon, geehelicht. Während eines Aufenthalts in Athen – Gustav von Eckenbrecher war mit Heinrich von Schliemann befreundet und soll ihm entscheidende Hinweise zum Auffinden von Troja gegeben haben – erblickte 1842 Themistokles das Licht der Welt.

Nach einem Intermezzo in Berlin, wo Themistokles auf der englisch-amerikanischen Schule unterrichtet wurde, ging es wieder auf Reisen. Von 1850-1857 wohnte die Familie in Konstantinopel. Anschließend eröffnete der Vater eine Praxis in Potsdam, wo Themistokles, mit dem Wunsch Maler zu werden, vom dortigen Hofmaler Carl Gustav Wegener unterrichtet wurde.

1861 verließen die von Eckenbrechers Potsdam und wurden in Düsseldorf ansässig. Dort erhielt Themistokles zwei Jahre Privatunterricht von einem der führenden Landschaftsmaler, Oswald Aschenbachs, der den talentierten jungen Künstler außerordentlich schätzte. Im Anschluss an die künstlerische Ausbildung unternahm von Eckenbrecher, oftmals in Begleitung des Fürsten Peter zu Sayn-Wittgenstein, ausgedehnte Reisen, die ihn nach Nord- und Osteuropa, vor allem aber in den Vorderen Orient und sogar bis nach Südamerika führten. Die aus den Eindrücken dieser Reisen hervorgegangenen Gemälde begründeten seinen künstlerischen Ruhm und führte zu Beteiligungen an großen Panoramen wie den 1882 für die Stadt Hamburg gemalten 118 x 15 Meter messenden Einzug der Mekkakarawane in Kairo.

1882 war auch das Auftaktjahr für die insgesamt 21 Studienreisen nach Skandinavien, von denen ihn die meisten nach Norwegen führten, so dass die einzigartige norwegische Landschaft mit ihren schroffen Fjorden zu einem zentralen Motiv seines Oeuvres wurde. Neben Anders Askevold und Adelsteen Normann avancierte Themistokles von Eckenbrecher zu einem der gefragtesten Künstler dieser Richtung der Landschaftsmalerei.

War Düsseldorf bisher sein Heimathafen gewesen, zog von Eckenbrecher 1887 nach Potsdam und siedelte 1889 nach Berlin über, wo er zeitweise an der Kunstakademie von Conrad Fehr unterrichtete. 1919 ging er schließlich nach Goslar und gründetet den dortigen Kunstverein, nachdem er von 1861-1887 Mitglied im Düsseldorfer Malkasten gewesen war und sich von 1889-1921 im Verein Berliner Künstler bestätigt hatte.

Zu Themistokles von Eckenbrechers 100. Geburtstag veranstaltete die Stadt Goslar 1942 eine Gedächtnisausstellung, auf der 130 seiner Werke zu sehen waren.


Auswahlbibliographie

Siegfried Gehrecke: Themistokles von Eckenbrecher (= Goslarer Künstler und Kunsthandwerker 4), Goslar 1985.


ENGLISH VERSION

Themistokles von Eckenbrecher (1842 Athens - 1921 Goslar), Norwegian pine grove, 1901. Watercolor on blue-green paper, 30 x 22 cm. Signed, dated and inscribed in his own hand "TvE. Fagermes [i.e. Fagermes]. 26.6.[19]01."

- Slight crease throughout at left margin, otherwise in good condition.


About the artwork

Themistokles von Eckenbrecher often traveled to Norway to study the nature that fascinated him there. On June 26, 1901, near the southern Norwegian town of Fagernes, in the summer evening sun, he saw a small pine grove, which he immediately captured in a watercolor. He exposed the trees growing on a small hill in front of the background, so that the pines completely define the picture and combine to form a tense motif. The tension comes from the contrast of form and color. The trunks, growing upward, form a vertical structure that is horizontally penetrated by the spreading branches and the pine needles, which are rendered as a plane. This structural tension is further intensified by the color contrast between the brown-reddish iridescent trunks and branches and the green-toned needlework.

Themistokles von Eckenbrecher, however, does not use the observed natural scene as an inspiring model for a dance of color and form that detaches itself from the motif and thus treads the path of abstracting modernism. Its inner vitality is to be brought to light and made aesthetically accessible through the work of art.

It is precisely in order to depict the inner vitality of nature that von Eckenbrecher chooses the technique of watercolor, in which the individual details, such as the needles, are not meticulously worked out, but rather a flowing movement is created that unites the contrasts. The trees seem to have formed the twisted trunks out of their own inner strength as they grew, creatingthose tense lineations that the artist has put into the picture. The inner strength continues in the branches and twigs, culminating in the upward growth of the needles. At the same time, the trunks, illuminated by the setting sun, seem to glow from within, adding an almost dramatic dimension to the growing movement.

Through the artwork, nature itself is revealed as art. In order to make nature visible as art in the work, von Eckenbrecher exposes the group of trees so that they are bounded from the outside by an all-encompassing contour line and merge into an areal unity that enters into a figure-ground relationship with the blue-greenish watercolor paper. The figure-ground relationship emphasizes the ornamental quality of the natural work of art, which further enforces the artwork character of the group of trees.

With the presentation of Themistokles von Eckenbrecher's artistic idea and its realization, it has become clear that the present watercolor is not a study of nature in the sense of a visual note by the artist, which might then be integrated into a larger work context, but a completely independent work of art. This is why von Eckenbrecher signed the watercolor. In addition, it is marked with a place and a date, which confirms that this work of nature presented itself to him in exactly this way at this place at this time. At the same time, the date and place make it clear that the natural work of art has been transferred into the sphere of art and thus removed from the time of the place of nature.


About the artist

Themistocles' parents instilled a life of travel in their son, who is said to have spoken eleven languages. His father, who was interested in ancient and oriental culture, was a doctor and had married Francesca Magdalena Danelon, an Italian, daughter of the British consul in Trieste. During a stay in Athens - Gustav von Eckenbrecher was a friend of Heinrich von Schliemann and is said to have given him crucial clues as to the location of Troy - Themistokles saw the light of day in 1842.

After an interlude in Berlin, where Themistokles was educated at the English-American School, the journey began again. From 1850 to 1857 the family lived in Constantinople, after which the father opened a practice in Potsdam, where Themistokles, who wanted to become a painter, was taught by the court painter Carl Gustav Wegener.

In 1861 the von Eckenbrechers left Potsdam and settled in Düsseldorf. There Themistokles received two years of private tuition from Oswald Aschenbach, who greatly admired the talented young artist. After his artistic training, he undertook extensive travels, often accompanied by Prince Peter zu Sayn-Wittgenstein, which took him to northern and eastern Europe, but above all to the Middle East and even to South America. The paintings that resulted from these journeys established his artistic reputation and led to his participation in large panoramas such as the 118 x 15 metre Entry of the Mecca Caravan into Cairo, painted for the City of Hamburg in 1882.

1882 was also the start of a total of 21 study trips to Scandinavia, most of them to Norway, and the unique Norwegian landscape with its rugged fjords became a central motif in his work. Along with Anders Askevold and Adelsteen Normann, Themistokles von Eckenbrecher became one of the most sought-after artists in this field of landscape painting.

Although Düsseldorf had been his home until then, von Eckenbrecher moved to Potsdam in 1887 and to Berlin in 1889, where he taught for a time at Conrad Fehr's art academy. In 1919 he moved to Goslar, where he founded the local art association, after having been a member of the Düsseldorf Malkasten from 1861-1887 and of the Verein Berliner Künstler from 1889-1921.

On the occasion of Themistokles von Eckenbrecher's 100th birthday in 1942, the city of Goslar organised a commemorative exhibition showing 130 of his works.


Selected Bibliography

Siegfried Gehrecke: Themistokles von Eckenbrecher (= Goslarer Künstler und Kunsthandwerker 4), Goslar 1985.

Zustand

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