Beschreibung
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Vollständiger Titel und bibliografische Daten der Denkschrift:
Denkschrift über die nachtheiligen Folgen des hohen Bayrischen Eingangszolltarifs und der Bayrischen Zollordnung vom Jahre 1828. Der hohen Ständeversammlung, Kammer der Abgeordneten eingereicht von 155 Kaufleuten und Fabrikbesitzern der Stadt Nürnberg 1831. Monat Mai.
Druck des Campeschen Offizin.
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Dies ist ein Dokument aus der Vorgeschichte des Deutschen Zollvereins, der „ein Zusammenschluss von Staaten des Deutschen Bundes für den Bereich der Zoll- und Handelspolitik {war]. Der Zollverein trat durch den am 22. März 1833 unterzeichneten Zollvereinigungsvertrag am 1. Januar 1834 in Kraft. […] Ziel des Zollvereins war die Schaffung eines wirtschaftlichen Binnenmarkts und die Vereinheitlichung fiskalisch-ökonomischer Rahmenbedingungen. Politisch stärkte der Deutsche Zollverein die Vormachtstellung Preußens und förderte die Entstehung der kleindeutschen Lösung.“ (https://de.wikipedia.org/wiki/Deutscher_Zollverein)
Die Autoren der hier angebotenen „Denkschrift“ untersuchen ausführlich die Frage, inwiefern „Einfuhrverbote oder hohe Eingangszölle dem Wohlstande der Nationen förderlich oder schädlich seyen,“ und kommen schließlich zu dem Fazit:
„Wenn man der Grundursache der in unserer Zeit so allgemein gewordenen Klagen der Völker genau nachforschen wollte, so würde man finden, daß sie weniger in einem Mangel an geistiger Freiheit, als vielmehr in der Beschränkung der materiellen Freiheit des Verkehrs, und in den naturwidrigen Mitteln zu suchen ist, deren man sich zur Aufrechthaltung eines eben so naturwidrigen Prinzips bedient. - Doch der Tag der Handelsfreiheit ist angebrochen - das Licht der Wahrheit und der Wissenschaft hat angefangen, die Nacht irriger Begriffe und nationalökonomischen Aberglaubens zu erhellen. Wir dürfen mit Zuversicht hoffen, daß die Staatsregierung nun einsehen werde, daß hohe Eingangszölle, welche kaum 50 pro Cent reinen Ertrag gewähren, die verderblichste aller Steuern seyen; - daß durch sie keine segenbringende Industrie gesessen werden - und daß sie nur dazu dienen, die natürliche Entwicklung der Industrie zu hemmen, den Nationalreichthum aus seinem natürlichen Lauf in künstliche und verschlammende Kanäle zu leiten, den rechtlichen Handel zu stören, allgemeine Unzufriedenheit und Haß gegen die Regierung zu verbreiten, und die Grundpfeiler der Staaten: - Moralität und Gesetzesachtung, zu untergraben. -
Deutschland hat keine Ursache, England und Frankreich um ihren physischen und moralischen Zustand zu beneiden. Den Seehandel und Colonien entbehrend, besitzt es einen Ueberfluß an den ersten Lebensbedürfnissen, und kennt, allgemeine Kalamitäten abgerechnet, den Jammer der Brodtheurung und Hungersnoth nicht, womit jene Länder so oft heimgesucht werden; weniger reich an andern materiellen Gütern, aber reicher an den geistigen des Volksunterrichts, der Aufklärung, Gesittung, Bildung und Wissenschaften, durch alle Stände, braucht Deutschland nur Eines, um groß und mächtig zu werden: gänzliche Niederwerfung der Schranken, die seinen innern Verkehr lähmen, Befreiung von den Fesseln, die den Umlauf des Blutes in seinen Gliedern hemmen.
Der Gemeingeist, mit dem es den fremden Eroberer aus seinen Gauen jagte, und den ein engherziges Isolirungssystem unterdrückte, wird dann wieder erwachen, und es wird zu seiner physischen Kraft auch die moralische sich gesellen, und beide vereiniget werden mächtig genug seyn, um Deutschlands Selbstständigkeit zu bewahren seinen innern und äußern Frieden zu sichern und seinen Wohlstand und Flor auf eine nie gekannte Größe zu erheben. Nürnberg den Mai 1831.“ (Denkschrift, S. 3 und S. 37f.)
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Zustand
Die Broschüre mit 38 in Fraktur gesetzten, ohne Einband gelumbeckten, unbeschädigten Seiten im Format 20,3 x 25,3 cm sind, gemessen an ihrem Alter, in einem sehr guten Zustand: Die Titelseite der „Denkschrift“ ist etwas lichtrandig (s. Scan), der Textblock innen leicht lichtfleckig, aber sonst sauber und ohne Anstreichungen, mit Ausnahme der Seite 16, wo handschriftlich mit Bleistift an den Rand geschrieben wurde: „Das ist auf der ganzen Welt so, wo Zölle bestehen.“
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