Besuch an Saale und Unstrut

der Umschlag und der EInband isnd fleckig, Umschlagkanten mit Bestoßungen, Als die Römer bei ihren Streifzügen durch Germanien hinter den thüringischen Wäldern auf einen ansehnlichen Fluß stießen, glaubten sie den Oberlauf der Elbe erreicht zu haben. Unsere Vorfahren aber nannten ihn „saala". Sie gaben dem Fluß, den zu besuchen wir uns auf die Räder gesetzt hatten, emen Namen mit weiblicher Endung, weil sie das fließende, lebendige und lebenspendende Wasser als weiblich empfanden und weil sie Bach und Fluß gleichsetzten mit den QueUfrauen und Nixen, die im Dämmer unzugänglicher Wälder das Wasser aus dem Fels sprudeln lassen und seinen Weg in geheimnisvolle Fernen lenken. Aus „saala" wurde die Saale, und es ist mehr als der Artikel, was auch uns Lebenden die Bäche und Flüsse unserer Heimat weiblich erscheinen läßt, obgleich es doch der Bach und der Fluß heißt. ... Mit den Ereignissen am Bleiloch sing die Jugendzeit der Saale zu Ende. Schon vor Saalfeld verändert sich ihr Antlitz völlig; unweigerlich beginnt hier das mittlere Saaletal, durch das wir sie begleiten wollen. Stracks nach Norden geht ihr Weg, Quelle und Mündung liegen fast auf der gleichen geographischen Länge, zweihundert Kilometer voneinander entfernt. Auf diesen zweihundert Kilometern Luftlinie windet sich die Saale so lebhaft hin und her, daß sie eine Länge von vierhundertvierzig Kilometern erreicht. Das Ziel klar vor Augen, unterwegs aber alles Erreichbare mitnehmend, auch wenn die damit verbundenen Umwege zu allerlei Vermutungen Anlaß geben, und schließlich doch nicht vom rechten Wege abirrend - wer hätte da noch zweifeln können, daß unsere Gastgeberin eine einfach prächtige Frau sei? Kein Wunder also, daß sie unser Gastgeschenk mit einem Lächeln entgegennahm, mit einem Lächeln, als bemerkte sie gar nicht, wie fragwürdig es geworden war. (aus dem Buch) 1p4b