Eigenhändiger Brief m. Unterschrift u. Adresse. Mit schwarzer Tinte auf einfachem, karierten Papier. Stuttgart, 14.4.1890.

An Albrecht Herzfeld (geb. 1840) in Gutenstein, Schloß Gamsenegg, Kärnten. Dankesbrief Rustiges an seinen alten Freund, den Schauspieler und Theaterdichter Albrecht Herzfeld. Rustige bedankt sich für die Glückwünsche zu seinem 80. Geburtstag, doch "...da ich solcher Wünsche aber Hunderte aus allen Weltgegenden empfangen und alle Dank sagen muß, so nehmen Sie nicht übel, wenn ich mein Schreiben kürzer fasse, als es üblich und schicklich sein würde". Zugleich formuliert Rustige recht unverhohlen seinen stillen Neid auf die komfortablen Lebensumstände des Freundes auf seinem Kärntner Rittergut, wohingegen er selber, "mit 16 Enkeln und 1 Urenkel erfreut und noch mit den oft unliebsamen Plackereien des Staatsdienstes behelligt, da hat man sich seiner alten Haut zu wehren und von der glücklichen Ruhe des Landlebens ist keine Rede...Doch trage ich alles das mit filosofischer Fassung und arbeite trotz meiner 80 Jahre noch frisch mit Pinsel und Feder darauf los" - Albrecht Herzfeld stammte aus der berühmten Schauspieler-Dynastie und hatte u.a. in Linz, Brünn, Leipzig, Mannheim und Stuttgart gespielt und wurde später Bühnenschriftsteller. - Heinrich Rustige war Schüler Wilhelm von Schadows in Düsseldorf gewesen, hatte in Frankfurt gearbeitet und lehrte und malte ab 1845 in Stuttgart, wo er fast bis zu seinem Lebensende die Städtische Gemäldegalerie leitete. - Mit hinterlegten Falzeinrissen und einem Eckabriß (ohne Textverlust)